Rezension: Glasgow Rain



TITEL: Glasgow Rain
AUTOR: Martina Riemer
FORMAT: Kindle
PREIS: 3,45 Euro

VERÖFFENTLICHUNG: 18.03.2014


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INHALT:
Endlich bricht für Vic das letzte Highschool Jahr an und sie kann es kaum erwarten, die lästige Schuluniform einzumotten. Doch es beginnt anders als gedacht: Sie trifft immer wieder auf Rafael, einen mysteriösen Schüler, der plötzlich überall auftaucht. Trotzdem schafft er es, sich nicht nur in ihr Leben zu schleichen, sondern auch in ihr Herz. Wäre da nicht ein großes Problem: Seit sie ihn besser kennengelernt hat, bekommt sie das beklemmende Gefühl nicht los, ständig beobachtet zu werden. Zusätzlich jagen ihr die Frauenmorde, die in den letzten Wochen Glasgow überschatten, eine große Angst ein, bis sich Vic nicht mehr sicher ist, ob sie verrückt wird oder ob tatsächlich etwas vor sich geht. Bald verliert sich Vic in dem Gefühl der Verfolgung und der Liebe zu Rafael. Aber ist er wirklich der, für den sie ihn hält? Sie weiß nicht mehr, wem sie trauen kann oder wer ein falsches Spiel mit ihr treibt. Kann die Liebe bestehen, wenn die Angst einem die Luft abschnürt?


CHARAKTERE:

VIC
Eine selbstbewusste junge Frau, die bereits als Kind ihre Mutter verlor. Sie lebt als Einzelkind aus reichem hause mit ihrem Vater zusammen, auch wenn die beiden nicht wirklich viel miteinander verbindet. Sie ist auf ihrer Schule sehr beliebt und lässt sich häufiger auf Partys blicken, die gerne mal im alkoholbedingten Aus enden. Doch noch viel lieber widmet sie sich ihrer Lesekammer, voll mit Büchern, in der sie ihren wahren Gedanken und Gefühlen nachgehen kann.

RAFAEL
Ein spanischer Loverboy, Sohn der Hausangestellten von Vic und besucht die gleiche Schule wie sie. Seine Interessen sind sehr vielseitig, beginnend bei Kampfsport, über Schwimmen bishin zur Medizin. Er wirkt sehr selbstsicher, strukturiert und organisiert. Er hat neben der Schule einen Nebenjob in einer Bar, hilft seiner Mutter bei den Hausarbeiten bei ihrem Arbeitgeber und lernt viel für die Schule. Er strahlt viel Sicherheit aus und lebt seinen Beschützerinstinkt im Umfeld von Familie und Freunden aus.

AIMEE & STEW
Sie sind Geschwister, Zwillinge und die besten Freunde von Vic. Sie sind in ihrem Verhalten ziemlich unterschiedlich. Während Aimee eher zurückhaltend und bedacht agiert, strotzt Stew nur so vor Aufgeschlossenheit und Abenteuer. Das Verhältnis beider zueinander ist, wie üblich bei Zwillingen, sehr innig.

CAILEAN (wie ich lernte, spricht man es wohl "Kejlän" aus :P)
Ach, was soll ich bloß zu ihm sagen. Kotzbrocken trifft es wohl am ehesten. Arroganter Schnösel, der die Meinung vertritt, dass Vic zu seinem Eigentum zählt. Mit Niederlagen kann er nicht umgehen und auch sonst, spuckt er vermehrt große Töne, die jedoch seine Ziele nicht erreichen lassen.



MEINUNG: (Achtung - Spoiler möglich!)

Auf dieses Erstlingswerk von Martina Riemer war ich schon etwas länger gespannt. Das Cover ist so hübsch gestaltet, in den zarten Lila-Tönen und der dargestellten Situation. Es hat etwas romantisches - wie sollte es auch nicht, betrachtet man das "Liebespaar" im Regen stehend unter einem Regenschirm.

Sehr schön empfand ich die Zitate, die jedes Kapitel einläuteten. Die Autorin hat sich da wirklich viel Mühe gegeben, genau passende Zitate zu den Inhalten auszusuchen. Sowas in der Art kannte ich ja bereits aus Road to Hallelujah.

In der Geschichte lernen wir Vic kennen, im letzten Highschool-Jahr, beliebt, partywütig und gerne mal außer Kontrolle unter Alkoholeinfluss. Sie trifft auf den überheblichen Rafael, Sohn ihrer Hausangestellten und taucht ständig in den für Vic unpassensten Momenten auf. Gut, was heißt ständig. Vielleicht zwei- oder dreimal. Aus anfänglicher Antipathie wächst schnell Sympathie und endet in der ganz großen Liebe. Alles könnte so gut laufen, wenn da nicht ein Frauenmörder in Glasgow umher wandern und Vic sich ständig beobachtet fühlen würde.

Die Geschichte ist in meinen Augen sehr kompakt. Es gibt so Bücher, die liest man und fühlt sich leicht, beschwingt und in Watte gepackt. Und dann gibt es Bücher, wie "Glasgow Rain", bei denen man ständig einen Druck im Kopf hat, sich immer konzentrieren muss und sich vollgepackt fühlt. Ich meine das nicht negativ, keine Sorge. Die Geschichte ist einfach nur sehr kompakt. Wir lesen über die Liebe zwischen Vic und Rafael, die Freundschaft zwischen Vic, Aimee und Stew, die Freundschaft zwischen Rafael, Selena und Co, die familiären Beziehungen zwischen Vic und ihrem Vater, sowie Rafael und seiner "mamá". Wir lesen über Frauenmorde in Glasgow, über Vics Ängste verfolgt zu werden und über ihre Auseinandersetzung mit ihrem Exfreund. Nimmt man dann noch ein Pentagramm und eine schottische Burg dazu, ist die Komplexität in ihrer reinsten Form geboren.

Die Charaktere waren sehr liebevoll ausgearbeitet. Vic, als Partygirl und Mädchen aus reichem Haus, ist erstaunlich bodenständig geblieben und erfüllt keines der Klischees, die solch ein Titel normalerweise mit sich bringt. Rafael, als Sohn einer Hausangestellten, erfüllt dafür jedoch jegliches Klischee, was ich mit einem spanischen Loverboy in Verbindung bringe. Doch er ist sehr liebevoll, sympathisch und Ritter in strahlender Rüstung - das vielleicht dann doch etwas zu sehr. Wirklich viele Schwächen zeigt Rafael zumindest nicht auf. Aimee & Stew, das Zwillingsgeschwisterpaar - sympathisch und überbehütend. Ich empfand vor allem Aimees Verhalten manchmal als zu mütterlich und ernst - im Grunde traten sie beide Vics Entscheidungen zu Beginn immer sehr skeptisch gegenüber, bevor sie irgendwann dann doch mal zustimmten. Und da frage ich mich immer, wie groß das Vertrauen in Vic sein muss, wenn sie ihrem Urteilsvermögen so skeptisch gegenüber stehen. Nichts desto trotz mochte ich die Beiden sehr gern - und bin auch sehr froh drüber, dass mit Stew nicht irgendeine Dreiecksliebesbeziehung eingefädelt wurde. Eine normale Freundschaft zwischen Frau und Mann kommt heute ja schon fast nicht mehr in Frage. Wobei ich immer noch der Meinung bin, dass Stew vielleicht doch schwul ist xD

Die charakterliche Entwicklung... naja, in meinen Augen schlief sie ein. Vic kam mir am Anfang so selbstbewusst und stark vor, allein durch den Verlust durch ihre Mutter. Sie strotzte vor Selbstbestimmtheit. Doch das nahm spätestens nach ihrem emotionalen Befreiungsschlag kontinuirlich ab. Sie zeigte sich immer häufiger ratlos, ja irgendwie verweichlicht. Mir fehlte zwischendrin ihr anfänglicher Biss. Der tauchte erst zum Schluss wieder auf. Ich hatte das Gefühl, als würde sie sich selbst innerhalb der Beziehung zu Rafael etwas vergessen. Rafael selbst machte in meinen Augen gar keine Entwicklung durch. Er war am Anfang der Ritter und blieb es bis zum Schluss - er strahlte immer das Gleiche aus: Sicherheit, Selbstbewusstsein und Zuversicht. Zwischendrin gab es mal einen Moment, an dem er selbst zu verzweifeln drohte, aber das war schnell aus der Welt.

Was ich der Autorin hoch anrechne, ist ihr Talent, knisternde Momente spannungsgeladen aufzubauen. Das sind so Momente im Buch gewesen, wo ich selber die Luft anhalten musste (ich sag nur: "Ich kenne dich."). Ich konnte mich wirklich herzensnah in diese Momente hineinbegeben und tauchte mit Herzklopfen wieder aus ihnen heraus. 

Nichts desto trotz war mir die Liebesbeziehung zwischen den beiden Protagonisten in einigen Situationen einfach zu kitschig. Ich hatte dann und wann das Gefühl, Vic wäre nicht volljährig, sondern zarte 15 Jahre und so malte ich mir gedanklich bei ihr immer tausend Herzchen und Blümchen um ihren Kopf herum, wenn sie an Rafael dachte. Ja, er ist ihre erste große Liebe - aber mit 18 Jahren kann ich mir dann doch ein wenig mehr erhoffen, als zufriedenes Seufzen und "Ich hab dich ja so lieb"-Momenten.  

Die Thriller- und Mystikelemente kamen nicht allzu häufig vor, wofür ich auch dankbar war. Ich bin nun mal nicht so der Freund davon. Leider muss ich zugeben, dass die Geschichte für mich aber doch ziemlich vorhersehbar war. Spätestens nach der Hälfte des Buches konnte ich mir das Ende grob zusammenreimen, weshalb es für mich am Ende keine überraschenden Wendungen gab. 

Aber dennoch (Ich hoffe an der Stelle, dass mir die Autorin nicht den Kopf abreisst :D). Es war ein schöner Roman, mit viel Liebe zum Detail und einer schönen Beziehung zu den Charakteren, den ich sehr gern gelesen habe.


FAZIT:
Ein Hauch Thriller, ein Hauch Mystik und ganz viel Liebe. Der perfekte Roman für einen verregneten Sonntag, gemütlich eingemummelt in Decke und mit einem heißen Kakao.



WERTUNG: 3/5 



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