Rezension: Wohin der Sommer uns trägt.

 

W O H I N  D E R  S O M M E R  U N S  T R Ä G T
Tanja Voosen

Megan und Delilah sind beste Freundinnen seit Kindertagen und haben schon als kleine Mädchen einen Pakt geschlossen: Sobald der Sommer anbricht, gilt es ihm zu folgen, egal wohin er sie trägt. Deswegen graben sie jedes Jahr eine alte Kiste aus, um eine der Aufgaben daraus zu erfüllen. Dieser Sommer ist jedoch anders, denn er steht kurz vor dem Rest ihres Lebens. Während Megan davon träumt nach der Highschool etwas von der Welt zu sehen, möchte Delilah unbedingt an die Juilliard in New York. Große Pläne, die durch Geldsorgen, Sommerlieben und Selbstzweifel immer wieder auf die Probe gestellt werden – und sogar ihre Freundschaft zu verändern drohen. Doch manchmal reicht es auf sich selbst und den Sommer zu vertrauen…


 
Nach "Phantomliebe" habe ich mich ehrlich gesagt wieder auf ein leuchtendes Buch von Miss Voosen gefreut. Versteht mich nicht falsch, ich finde es großartig, wenn Autoren sich weiter entwickeln und sich in neuen Dingen versuchen, aber das letzte Werk war doch recht düster. Mir fehlte schlichtweg das Licht. Und dann hielt ich es in Händen, das pure Leuchten.

Schon das Cover bringt einem gute Laune ins Gesicht. Zwei junge Frauen, die förmlich "Das Leben ist schön" schreien, getaucht in Farben von Orange und Gelb. Alles erinnert an Sommer. Alles auf dem Cover bringt einem die Leichtigkeit der warmen Monate näher. Zudem zeigt es, worum es in dem Buch geht: Freundschaft. In erster Linie.

Die Geschichte erzählt von den zwei besten Freundinnen Megan und Delilah, die sich bereits seit Kindertagen kennen und seitdem durch dick und dünn gehen. Und das wird bereits auf den ersten Seiten deutlich. Der Einstieg gelingt Miss Voosen absolut leicht mit ihrem für sie typischen Humor, der einem nur zum Schmunzeln bringen kann. Sehr schnell erhält man als Leser Einblicke in die gemeinsame Vergangenheit beider Mädchen und ihren gemeinsamen Pakt: Jedes Jahr zur Sommerzeit graben sie ihr gemeinsames Geheimnis - eine kleine Kiste - aus, um eine Aufgabe für die Sommermonate zu ziehen. Ein wirklich schöner Gedanke. Alles könnte so einfach sein, wie jeden Sommer, wenn das bevorstehende letzte Schuljahr und die damit unsichere Zukunft beider Hauptprotagonisten nicht Ängste und Zweifel aufleben lassen würde. 


Beide Hauptprotagonisten zeichnen sich durch ganz unterschiedliche Charakterzüge aus. Megan, die Extrovertierte, die etwas Wildere, immer dem Drang nach Vorweggehen folgend. Und Delilah, die Introvertierte, die Besonnene, mit einem gewissen Hang zum Stillstand. Die eine sehnt sich nach Veränderungen, die Andere scheut sich davor. Und so ergänzen sie sich auf ihre ganz eigene Weise, was ich sehr sympathisch fand. Denn eine Beziehung, egal welcher Natur, lebt vom Geben und Nehmen. Megan treibt an, Delilah bremst - in genau den richtigen Momenten. Und das macht ihre Beziehung zueinander in meinen Augen so wertvoll, denn sie profitieren voneinander. Ich mochte sie beide unheimlich gern. Ihre Entwicklung im Laufe des Buches war sehr schön mit anzusehen, wobei ich zugeben muss, dass Delilah weitaus größere Sprünge hingelegt hat, als Megan.

Natürlich empfand ich auch die anderen Charaktere, die im Buch Gestalt annahmen, als unheimlich sympathisch. Allen voran Grannie - die Großmutter von Megan, die mir mit ihren locker-flockigen Sprüchen einfach nur ein Lächeln auf die Lippen zauberte. So eine Grannie wünscht man sich doch selbst, ganz ehrlich. Aber auch Beck, Nachbar und bester Freund von Megan, war einfach nur anbetungswürdig. Ich mochte seinen Humor, aber auch seine Weisheit. In seinen Sätzen lag so viel Tiefe und ich erwischte mich öfters dabei, dass ich seine Sätze mehrmals las, nur um noch tiefer blicken zu können. Außerdem liebte ich den Nerd in ihm! Ihn mochte ich einen Ticken lieber als Jaxon, aber auch er war einfach Zucker. Der Humor! Wenn mir solche Kerle auf der Straße begegnen würden... ai. Ich würde nur noch blöd vor mich hingrinsen.

Die Kapitel sind aus den unterschiedlichen Sichtweisen von Megan und Delilah geschrieben, was mir gut gefallen hat. Ich liebe das einfach. Zwei Persektiven zu haben bringt so viel mehr Spannung in Bücher. Anfangs hatte ich etwas Sorge, dass ich vielleicht durcheinander kommen könnte, aber die Charaktere waren wirklich gut ausgearbeitet, sodass eine Verwechslung nicht in den Sinn kam. 

In erster Linie geht es in dem Buch natürlich um Freundschaft und das hat man in letzter Zeit doch etwas selten. Es werden Ideale einer Freundschaft aufgezeigt. Was macht einen Menschen zu einem Freund? Die Charaktere gehen innerhalb ihrer Beziehungen mit einer gewissen Selbstverständlichkeit miteinander um, was für mich persönlich zu einer wahren Freundschaft dazugehört. Zu wissen, dass man immer zu der einen Person gehört, selbst wenn man Konflikte miteinander zu lösen hat, gibt einem ein unglaubliches Gefühl von Sicherheit und genau das ist es, was uns wachsen lässt. Das fand ich innerhalb der Geschichte wirklich schön dargestellt. 

In zweiter Linie ging es natürlich auch um die Liebe. Ja gut, ein bisschen hervorsehbar war es ja, was die Konstellation der Liebespaare betrifft. Aber ich konnte kein Bedienen von Klischees erkennen, was ich absolut positiv fand. Besonders die Aussage von Megan realtiv am Ende (die ich hier nicht zitieren möchte, weil ich euch nichts vorwegnehmen möchte) fand ich als absolut passend. Zumal man mit diesem Buch gleich zwei Liebesgeschichten präsentiert bekommt - was will man mehr? Ich fand sie einfach nur Zucker!

Kritik an sich habe ich keine - und doch gebe ich keine volle 5 Punkte. Ich fand manche Textstellen (wirklich nur wenige) etwas langatmig, was aber durchaus auch an mir liegen kann. Es ist nichts schwerwiegendes, nichts, was dem Buch geschadet hätte. Es ist ein toller Sommerroman über Freundschaften, die Liebe und das Leben. Es hat mich beschwingt mit dem Gedanken "Das Leben ist schön" zurückgelassen!

WERTUNG
4,5 von 5 Punkten


 
Wohin der Sommer uns trägt | Tanja Voosen | 05.05.2016 | Verlag Impress | 3,99 €


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