Rezension: Phantomliebe


TITEL: Phantomliebe
AUTOR: Tanja Voosen
FORMAT: Kindle
VERLAG: Impress
PREIS: 3,99 €

VERÖFFENTLICHUNG: 03.12.2015





INHALT:
Was ist das Schlimmste, was einer 17-Jährigen passieren kann? Sich uneingeladen auf eine angesagte Halloween-Party schleichen und zum Alibi mit einem wildfremden Jungen rumknutschen, der zwar ziemlich gut aussieht, sich aber leider als Bruder des langjährigen Schwarms herausstellt. Zumindest hätte Fen das ganz oben auf ihre Not-To-Do-Liste gepackt, wenn sie nach der besagten Party nicht in den Bannkreis eines Exorzisten gestolpert und fast von einem blutigen Mädchenphantom umgebracht worden wäre. Ja, definitiv das Schlimmste von allem. Aber dann wird sie genau von diesen beiden Jungen gerettet und erfährt eine Wahrheit über sich selbst, die alles, was sie jemals als schlimm definiert hätte, noch mal toppt... 


CHARAKTERE:

FAIRLEY
Ein 17-jähriges Mädchen, am liebsten Fen genannt, aus reichem Elternhaus, die im Grunde davon ausgeht, ein ganz normales Teenager-Dasein zu fristen. Sie ist ehrlich, schlagfertig, mutig und steht zu sich selbst. In ihr ruht viel Stärke, aber auch viel Leiden.

SAGE
Der Bruder von Cliff, ein Exorzist und junger Mann, der nicht auf den Mund gefallen ist. Er wuchs bei seiner Mutter auf, was viele Geheimnisse mit sich bringt. Seine absolute Ehrlichkeit ist erfrischend und erregt Fairleys Aufmerksamkeit.

CLIFF
Der Bruder von Sage und früher ein sehr guter Freund von Fariley gewesen. Er wuchs bei seinem Vater auf, litt sehr unter dem Verschwinden seiner Mutter und seines Bruders und hat sein Leben dem Orden der Crusade verschrieben. Er birgt ein dunkles Geheimnis.

SCARLET
Die große Liebe von Cliff, die gemeinsam mit ihm ein dunkles Geheimnis birgt. Als es später gelüftet wird, steht sie für ihre Fehler ein, indem sie als Fairleys Beschützerin agiert. Sie ist clever, selbstlos und mutig und findet in Fen am Ende doch noch eine Freundin.

JABEL
Anfangs doch ein plumper Macho, der fast etwas robust und aggressiv rüberkam. Es schien, als wolle er mit seinen Handlungen einfach nur Ärger provozieren. Im Laufe der Geschichte nimmt er eine wichtige Rolle ein und es zeigt sich, dass er nicht so verloren ist, wie es den Anschein hat.

BISHOP
Ein weiser älterer Herr, der die Ausbildung der Novizen überwacht und Fairley trainiert. Er hegt eine tiefe Verbundenheit zu Fen und steckt viel Vertrauen in sie, vermutlich, da sie ihn an seine Tochter erinnert. Er gibt den geschichtlichen Input und fördert seine Schützlinge. 


MEINUNG:

Puh, das war definitiv mal eine andere Seite von Miss Voosen. Düster, dunkel, schwermütig mit seltenen Lichtblicken, zumindest meiner Empfindung nach. Es ist ein gutes Buch, ein anderes Buch. 

Beginnen wir mit der Geschichte an sich: Sehr umfassend, das gleich mal zu Beginn gesagt. Interessant empfand ich den Einstieg und die Einführung in die Welt der Crusaders. Als Leser wurde man gemeinsam mit Fen in die Geschichte eingeführt, was gleichermaßen den Einstieg in die Geschichte erleichterte. Innerhalb des Buches erleben wir die Welt der Crusaders, auch Exorzisten genannt, die sich dem Kampf gegen Dämonen und Geister verschworen haben. Nicht jeder Mensch kann Crusader werden, man wird als dieser geboren. Der geschichtliche Rahmen dieser Welt bestand aus einer Anreihung verschiedener Mythologien und Legenden unserer Welt, geschickt verpackt und zu einer Einheit geschnürt. Ich persönlich gewann schnell Zugang und konnte mein Verständnis schrittweise ausbauen. Es gab viele Spannungsbögen, vielleicht zu viele. Es reihte sich eine Actiongeladene Szene an die nächste. Immer wenn man dachte, dass es nicht schlimmer kommen kann, kam es schlimmer. Okay, schlimm ist das falsche Wort. Sagen wir einfach Action. Viele düstere Szenen, Blut, Tod und Leid.

Zwischenzeitlich wurde ich immer wieder mal an andere Bücher erinnert, nicht weil Miss Voosen einige Titel im Buch nannte, nein. An bestimmten Textstellen fühlte ich mich in die besagten anderen Bücher hineinversetzt. Zum Beispiel erinnerte mich das Prüfungslabyrinth an die Untergrundgänge des Ministeriums für Magie aus Harry Potter. Die Seelengeschichte erinnerte mich an den Goldenen Kompass, auch wenn die Seelen hier nochmal eine veränderte Funktion hatten. Fens Charakter erinnerte mich zeitweise an Tris aus der Divergent-Reihe. Ich sehe dies nicht als negativ an, viel eher war es interessant für mich, all die verschiedenen Gefühle in einem neuen Buch nochmal zu durchleben. Vielleicht kennt ihr das, was ich damit meine. Es gibt einfach Bücher, die lösen verschiedene Gefühle aus, die gleichsam an Erinnerungen gekoppelt sind. Bei Harry Potter z.b. fühle ich mich immer geborgen, denn ich bin damit aufgewachsen, es ist ein Teil von mir. Dieses Gefühl übertrug sich dann auf bestimmte Textstellen in Phantomliebe.

Die Liebesgeschichte war da, aber schwach vertreten, im Vergleich zur komplexen Haupthandlung. Anfangs erhielt man einen süßen Geschmack von Fen und Sage, der im Laufe der Handlung jedoch immer mehr verblasste. Nicht weil die Liebe nicht existierte, sondern weil sie zunehmend seltener thematisiert wurde. Es gab wichtigeres - und ich bin mir noch uneins, ob ich das gut finde oder nicht. Das Buch heißt Phantomliebe, ich hatte eine andere Vorstellung zumindest vom Teil der Liebe. Ich fand es schade, hätte mir gern mehr private Momente gewünscht, aber gleichzeitig auch richtig, weil hier im Buch eine ganz andere Handlung im Vordergrund stand.

Denn für mich stand eine Person und deren Entwicklung ganz klar an erster Stelle: Fen. Sie war das Hauptelement, ihre Entwicklung und Rolle die Basis alles Geschehenen. Durch sie kam die Geschichte ins Rollen und mit ihr endete sie. Man erlebte ihren ganz eigenen Kampf mit sich selbst, ihrer Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Sie ist eine starke Persönlichkeit, mutig und willensstark. Besonders gut gefiel mir an ihr, dass sie so selbstbestimmt agierte. Sie war kein Mäuschen, dass immer beschützt werden musste, sie wollte sich selbst beschützen, unabhängig und frei sein. 

Und das stellte andere Charaktere meiner Meinung nach etwas in den Schatten. Sage war zwar da, aber immer weniger präsent. Er tauchte zum Ende hin immer mal wieder auf, und wurde selbst da von Fen überschattet. Daher auch meine Äußerung, dass die Liebesgeschichte immer weniger präsent war. Es gab wichtigeres - so mein Gefühl. Das stimmt natürlich auch, es gab wichtigeres. Die Welt stand vor dem Untergang, da bleibt keine Zeit für Momente mit Blümchen und Herzchen. Aber so ein paar kleine Gesten mehr hätten der Geschichte keinen Abbruch getan. Zudem hätte ich einen runden Abschluss zum Verhältnis zwischen Sage und seiner Mutter gut gefunden.

Achtung: Spoiler!

Etwas enttäuscht war ich vom Ende, denn es blieben Fragen offen. Ich verstehe zum Beispiel nicht, wieso Fen weiter (jetzt hätte ich fast Shadow Hunter gesagt - aber das ist eine andere Geschichte :D) als Crusader trainiert, denn ich dachte, sie verliert ihr Nin am Ende? Hat sie es nun doch nicht verloren? Und wieso bekam Sage nun doch sein Nin zurück? Und was ist mit Dahaki? Wurde er freigelassen? Ich hätte mir ein bisschen mehr Aufklärung am Ende gewünscht. Der Epilog hat mich einfach nicht ganz zufriedengestellt. Auch die Antworten des Paladins nicht. 


FAZIT:
Es war ein düsteres, starkes Buch, ein gutes Buch. Ein paar Sachen haben mir persönlich gefehlt, deswegen gibt es auch Punktabzug. Lesenswert ist es auf jeden Fall - eine spannend verpackte, schlüssige Geschichte mit einer kleinen Portion Liebe.


WERTUNG: 3,5/5



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