Rezension: Kai & Annabell, Bd.1 - Von dir verzaubert



TITEL: Kai & Annabell, Bd. 1 - Von dir verzaubert
AUTOR: Veronika Mauel
FORMAT: Kindle
VERLAG: Im.press
PREIS: 3,99 Euro

VERÖFFENTLICHUNG: 01.10.2015

KAUFEN: Amazon



INHALT:
Sie gehen schon seit Jahren auf dieselbe Schule und haben noch nie miteinander gesprochen: Annabell, die behütete Arzttochter, und Kai, der jede Nacht mit seiner Gang um die Häuser zieht. Doch was sie voneinander trennt, ist letztendlich, was sie verbindet. Während Annabell ihre wahre Familiengeschichte hinter einer Sonnenbrille versteckt, verbirgt Kai sein Leben hinter einem abgewetzten Punk-Look und einer Null-Bock-Einstellung. Dass ihn gerade die blonde Schulschönheit um Hilfe bitten würde, hätte er sich niemals träumen lassen. So wenig wie Annabell jemals geglaubt hätte, dass sie gerade beim Bad Boy der Stadt Zuflucht finden würde. Wie sehr sie einander brauchen, merken sie jedoch erst, als sich die ganze Welt gegen sie stellt…


CHARAKTERE:

ANNABELL
Eine Tochter aus reichem Hause, die sich nach außen hin als perfekte Tochter präsentiert. In Wirklichkeit wahrt sie lediglich den Schein, den ihr Vater von ihr abverlangt. Sie leidet unter der strengen Herrschaft ihres Vaters, weshalb sie sich lieber unterordnet, als ihm die Stirn zu bieten. Sie ist ein lieber Mensch, der noch nicht wirklich zu sich selbst gefunden hat.

KAI
Ein Badboy, wie er im Buche steht. Er ist Punk, hängt die meiste Zeit bei seiner alkohol- und drogenabhängigen Clique in einem Abrisshaus rum und begeht mit ihnen gemeinsam gerne mal den ein oder anderen Einbruch. Doch hinter dieser Fassade steckt ein Einserschüler, der sich nichts sehnlicheres wünscht, als ein bessere Leben zu erreichen.

LUISE
Die beste Freundin von Annabell, ebenso aus reichem Hause und stets auf den Ruf bedacht. Doch steckt hinter ihrem Gesicht mehr als ein Modepüppchen. Sie weiß mehr, als andere zu wissen scheinen und spielt ihre Karten gezielt aus. Sie ist ein sehr logisch denkender Mensch und weiß, was es bedeutet, ein wahrer Freund zu sein.



MEINUNG:

Es ist mein erster Buch von Veronika Mauel, habe daher keine Vergleichsmöglichkeiten. Aufmerksam bin ich eigentlich nur durch den Klappentext geworden - weder Cover noch Titel gefällt mir so wirklich, aber ich wollte mich davon nicht beeinflussen lassen. Der Klappentext dagegen hörte sich interessant an, weshalb ich es mir dann doch kaufte.

Die Geschichte beginnt mit Annabell, einem reichen Vorstadtmädchen, fast 18 Jahre und beliebt an ihrer Schule. Hinter einer Sonnenbrille versteckt sie ihre wahren Gefühle, ihre wahre Familienstruktur. Denn auch wenn sie nach außen hin die perfekte Tochter mimt, findet ihr Vater jedes Mal erneut einen Fehler an ihr, dem mit Gewalteinwirkungen begegnet wird. Ihr Vater misshandelt sie, doch niemand weiß etwas davon und niemand unternimmt etwas dagegen, nicht mal ihre Mutter. Und Annabell? Sie lässt es über sich ergehen und hofft jedes Mal darauf, dass sie ihn das nächste Mal mehr mit ihren Leistungen zufriedenstellt. Doch dann trifft sie auf Kai, der Badboy der Schule - ein Punk, der bereits morgens mit einer Bierflasche dasitzt und jeden anpöpelt, der ihm dumm kommt. Doch zwischen Annabell und ihm besteht eine Verbindung - er sieht hinter ihre Fassade und sie hinter seine...

Im Allgemeinen war die Geschichte interessant zu lesen. Sie beschäftigt sich mit einem enorm wichtigen Thema: häusliche Gewalt. Wird selten thematisiert und gern mal heruntergespielt. Und ist doch so wichtig. Welche Ursachen hat sie? Wie äußert sich diese? Welche Folgen resultieren daraus? Anhand von Annabells Hintergrund werden diese Fragen deutlich gemacht. Sie zeigt auf, was ihren Vater dazu veranlasst, was es mit ihr selbst anstellt und wie ihre Umwelt darauf reagiert. Zudem zeigt es, welchen Prozess ein Betroffener durchlebt. Das geht von völliger Resignation bishin zu neuschöpfender Hoffnung. Durch die Aufteilung der Kapitel in verschiedene Sichtweisen (Annabell/Kai) erhielt man ausreichend Eindrücke der jeweils anderen Gedankenwelt.

Die Charaktere - hm - weisen sehr unterschiedliche Qualität auf. Ich bin zwiegespalten. Kai ist eindeutig mein Favourit! Ich empfand ihn als authentisch durch und durch. Seine Sprechweise, sein Handeln, seine Schwächen - alles war genau auf sein Image abgestimmt. Der Badboy, der einfach nur ein absoluter Pechvogel in seinem eigenen Leben ist. Ich mochte seine Direktheit und unverblümte Art, wie er die Dinge sah und anpackte - selbst wenn er immer wieder scheiterte. Er besitzt Durchhaltevermögen und ist in der Lage, zu seinen Schwächen zu stehen, was ihn schon wieder stark machte. 

Mit Annabell bin ich leider gar nicht warm geworden. Als ich den Klappentext gelesen hatte, stellte ich mir Annabell als "eiskalte" Schickse vor, arrogant und als eine, von der alles abprallt. Doch leider war dem nicht so. Für jemand, der nach außen hin eine Maske aufrecht erhalten muss, ist sie erstaunlich verweichlicht. Es war ein Misch-Masch... Annabell wollte vielleicht nach außen hin stark und arrogant wirken, aber erreichte im Grunde das Gegenteil. Wenn jemand wirklich eine Mauer aufgebaut hat, dann lässt sie sich nicht durch zwei, drei Blicke und Kommentare wieder einreissen. Die meiste Zeit "stammelte" sie herum, stotterte und lief rot an. Das passte für mich einfach nicht zu ihrem Hintergrund, sie wirkte mir zu unauthentisch.

Wen ich sehr mochte, waren Luise und Ben - wobei ich sagen muss, dass es eine Entwicklung war! Luise konnte ich zu Beginn nicht einschätzen, doch ihre Art und Weise in den letzten Buchabschnitten sagte mir sehr zu. Ebenso wie Ben. Und da empfand ich es fast als schade, dass sie nicht mehr integriert waren. Aber vielleicht kommt das ja im nächsten Band noch dazu.

Die Entwicklung der Beziehung beider Hauptprotagonisten war an für sich gut zu lesen. Wobei mir manche Beschreibungen dann irgendwann missfielen. Annabell erwähnt fast auf jeder Seite, wie nervig sie Kai doch findet, aber auch wie anziehend er ist. Nach jeder Situation in der sie sich etwas näher kamen und er aus Angst dann doch wieder einen Rückzieher macht, heißt es plötzlich wieder "Oh er ist so nervig, bringt mich fast zum explodieren - oh aber ich steh ja irgendwie doch auf ihn." - dieses gedankliche Hin und Her würde ich vielleicht einer 15-Jährigen zuordnen, aber keiner fast Volljährigen. Aber wie ich schon sagte, ich konnte mit Annabell einfach nicht richtig warm werden.

Das Ende kam für mich nicht wirklich überraschend. Bereits nach eins, zwei Gesprächen in der Mitte des Buches, konnte ich mir zusammenreimen, was passieren würde. Vielleicht hätte ein Band von Kai & Annabell völlig ausgereicht, ohne die Thematik vom Ende (ich will hier nichts verraten). Schließlich gab es ja doch genug Material, mit dem sich beide Charaktere auseinandersetzen mussten. Noch ein Drama mehr kann die Geschichte auch zum kippen bringen. Aber da warte ich dann doch auf den zweiten Band, um mir ein derartiges Urteil zu bilden.


FAZIT:
Eine Geschichte zwischen zwei Liebenden, die gemeinsam versuchen ihren Schicksalschlägen zu entkommen, um eine bessere Zukunft zu leben. Ich werde es vermutlich kein zweites Mal lesen, bin aber doch gespannt auf den zweiten Teil.


WERTUNG:  3/5





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