Rezension: Sommernachtswende


TITEL: Sommernachtswende
AUTOR: Christelle Zaurrini
FORMAT: Kindle
PREIS: 2,99 Euro
SPRACHE: Deutsch
VERLAG: Books on Demand

VERÖFFENTLICHUNG: 20.08.2015

KAUFEN: Amazon


INHALT:
Verlust ist ein Mistkerl. Fünf Jahre ist es her, als die damals 15-jährige Emma ihre Mutter verliert. Ihr Vater entriss sie daraufhin ihrem alten Leben und startete einen Neuanfang in Köln. Doch nun ist Emma 20 Jahre alt, ihr Vater mit einem Betthäschen auf Bali und sie ganz allein. Widerwillig folgt sie der Einladung ihrer besten Freundin Sophia, auf einen Besuch in die alte Heimat zu kommen - ohne vorher zu wissen, dass eine schicksalshafte Begegnung mit ihrer Kindheitsliebe Dylan ihr Leben völlig auf den Kopf stellen wird...



CHARAKTERE:

EMMA
Emma ist 20 Jahre, lebt in Köln und ist unglücklich mit ihrer Berufswahl in der Immobilienbranche. Sie wünscht sich eigentlich nichts sehnlicher als in einem Buchladen zu arbeiten und alt zu werden. Sie hat so viel Verlust erlitten und ist sicher nicht gänzlich darüber hinweg (wie könnte man auch), aber sie scheint daraus auch Kraft zu ziehen. Sie verkörpert an manchen Stellen so viel Selbstsicherheit und ein Gefühl, dass alles gut werden kann - das gibt Hoffnung.

DYLAN
Ein ehemaliger Draufgänger, 22 Jahre jung und Ersatzpapa seiner zwei kleinen Mädchen. Er wurde mit 12 Jahren auf ein Internat geschickt, weil seine Eltern mit seinem Verhalten nicht mehr zurecht kamen. Doch förderte dieser Umstand seine Wut auf die Welt, weshalb er sich oft prügelte. Erst das Schicksal machte ihn zu einem anderen Menschen, womit er noch immer stark zu kämpfen hat. Generell ist er sehr liebevoll, fürsorglich und humorvoll.


NEBENCHARAKTERE:

SOPHIA
Die quirlige beste Freundin von Emma, die nach wie vor im ehemaligen Heimatdorf von Emma lebt. Ihr größter Wunsch ist eine große glückliche Familie um sich zu haben und mit den Menschen, die sie liebt, alt zu werden.

LUKAS
Er ist Sophias Freund, stammt aus einer gut betuchten Familie - hat sich jedoch gegen sie gestellt, als sie Sophia nicht akzeptierten. Er wirkt auf den ersten Blick sehr arrogant und herablassen. Doch der Schein trügt. Emma braucht eine ganze Weile, um mit ihm warm zu werden.

BETTY & KELLY
Die kleinen Schwestern (4 und 11 Jahre) von Dylan, welche ihn regelmäßig an den Rand des Nervenzusammenbruchs bringen. Sie lieben Einhörner, Feen und Prinzessinnen - und vor allem ihren großen Bruder.

MARTIN
Emmas Exfreund, absoluter Schleimer und größtes Arschloch auf Erden. Aufdringlich, von sich selbst eingenommen und skrupellos.




MEINUNG: (Achtung - Spoiler möglich!)

Noch nie in meinem Leben hat es ein Buch geschafft, mich bereits nach drei Seiten zu Tränen zu rühren! Ich kann nicht sagen, ob es anderen auch so geht. Aber zu lesen, wie Emma mit dem Verlust ihrer Mutter umgeht, hat mich zutiefst berührt. Ich selbst weiß genau, wie es sich anfühlt, wenn man zu früh einen geliebten Elternteil verliert und daher konnte ich mich so gut hineinversetzen.

Die Geschichte ist ziemlich einfach gestrickt. Es passiert eigentlich nicht wirklich etwas Spannendes. Jedoch sind die einzelnen Szenen teilweise so emotionsgeladen, dass es mir hierbei nichts ausmachte. Generell ist es mal eine ganz andere Geschichte. Es geht nicht um ein tolles Mädchen, dass einen Neuanfang braucht und einen Jungen, der sein draufgängerisches Leben nicht aufgeben will - das Gegenteil ist der Fall. Was passiert mit einem Draufgänger, wenn er plötzlich die Verantwortung für zwei kleine Mädchen tragen muss und sich sein Leben um 360° ändert? Und wie soll es werden, wenn es da noch Emma gibt, die sich heimlich, still und leise in sein Leben und Herz schleicht? Wie kann er das mit seinen zwei kleinen Mädchen, seinem Lebensmittelpunkt, vereinbaren?

Zuvor muss ich noch kurz erwähnen, dass mir die Inhaltsangabe auf Amazon zu schwammig ist - sie spiegelt irgendwie nicht ganz die Geschichte, die man zu lesen bekommt, wider! Es ist nicht so, dass Dylan Emmas Mauern einreisst - es ist eher umgekehrt. Ehrlich gesagt habe ich bei Emma nicht wirklich Mauern, die sie sich aufgebaut haben könnte, gesehen. Im Klappentext klingt es so, als wäre Emma voll das zurückgezogene Mädchen, dass unbedingt rausgelockt werden müsse und nur Dylan hätte die Macht dazu. Dabei ist eindeutig Dylan derjenige, der dringend Unterstützung benötigt. Und das ist irgendwie neu für mich gewesen.

Zugeben muss ich, dass ich mich sehr oft an einen Film erinnert fühlte. Kennt ihr "Liebe braucht keine Ferien"? Einer meiner Lieblingsfilme - daher stört mich die Verbindung nun nicht unbedingt. Aber Parallelen gab es halt doch und so erwischte ich mich manchmal, wie sich Jude Law vor mein geistiges Auge schob. Doch fand ich die Geschichte interessant zu lesen, weil sie eben doch nicht mit dem Film vergleichbar ist.

Sehr schön fand ich, dass jedes Kapitel aus der Sicht des Anderen geschildert wurde, manchmal sogar innerhalb des Kapitels mehrmalige Perspektivenwechsel stattfanden. Das hat den Charakteren so viel mehr Leben eingehaucht und dem Leser wurde der Beziehungsaufbau enorm erleichtert.

Die charakterlichen Prozesse waren sehr emotionsgeladen! Ich war beeindruckt von der Darstellung Dylans. Dagegen war Emma fast ein Nebendarsteller. Dylan lebt ständig in der Mischung aus seinem früheren und gegenwärtigen Ich. Alte Verhaltensweisen kommen noch immer zu Tage, auch wenn er sie eigentlich tief vergraben hatte. Seine fürsorgliche Art und die Zukunftsängste machten ihn so menschlich und nachvollziehbar. Im Grunde durchlebt Dylan im gesamten Buch einen großen Prozess, bei dem er sich für sein Leben entscheiden muss. Emma hingegen scheint diesen Prozess schon vor Beginn der eigentlichen Geschichte durchlebt zu haben. Zumindest hatte ich während des Lesens nicht wirklich das Gefühl, dass sie große Eingeständnisse vornehmen musste - im Gegenteil, sie verhielt sich den neuen Situationen so aufgeschlossen und versprühte das Gefühl, dass das alles so sein müsse. Schicksal eben.

Die Liebesbeziehung zwischen den Beiden war eine wahre Berg- und Talfahrt. Oder ebenso ein Prozess. Durch Dylans inneren Kampf und Vertrauensverluste auf beiden Seiten braucht es seeeehr lange, bis sich die beiden so wirklich zueinander bekennen - und das obwohl zwischendurch die Funken nur so sprühen. Ich fand es sehr schön zu lesen - all die kleinen Begegnungen, Berührungen und Blicke. Das brachte mein kleines Herz zum klopfen.

Ein bisschen Schade fand ich die Darstellung um Martin. Es wirkte oftmals auf mich, als wäre er nur ein Spannungshäppchen. Er tauchte zwischendurch auf, stiftete mit ein paar Kommentaren etwas Ärger und verschwand wieder für die nächsten gefühlten 100 Seiten. Nicht, dass ich ihn in irgendeiner Art sympathisch fand. Aber das wirkte letztendlich dann halt doch etwas gewollt auf mich. Nach dem Motto: "Jetzt muss mal etwas Spannung rein.... hopp Martin, raus mit dir, du bist dran!" - man hätte sicherlich noch etwas mehr daraus machen können.

Verwundert war ich auch etwas über die Verhaltensweise von Kelly... ich meine, die Kleine ist 4 Jahre - wird in meinen Augen aber doch etwas zu erwachsen für ihr Alter beschrieben. Doch möchte ich das nicht negativ bewerten... Kinder können ja so unterschiedlich in ihrer Entwicklung sein.

Einen Punkt ziehe ich dennoch ab. Zum einen wegen Martin, zum anderen ließ das Ende offene Fragen bei mir zurück. (SPOILER!) Was war nun mit dem Brief? Warum konnte Dylan sie in der Vergangenheit nicht erreichen? Was war nun letztendlich mit, wie hieß sie... Gloria, Grace,... und dem Kind? Was wurde aus Emma und Sophia? Zudem war ich zwischenzeitlich zwiegespalten über den Schreibstil. Manchmal wurden Szenen zutiefst ausführlich beschrieben, dann plötzlich mal wieder schemenhaft nur angerissen (Beispiel: Die Vorbereitung der Geburtstagsfeier zog sich teilweise über Seiten, die Feier an sich war nach kurzen Absätzen aber dann durch). Teilweise gab es Schreibfehler, teilweise fehlten Absätze zwischen z.B. einem Tageswechsel - alles so kleine Punkte, die mich aus dem Lesen rausgebracht haben.


FAZIT:
Eine andere Art von Liebesroman, die viele Emotionen zur Schau stellt. Ich habe es sehr gern gelesen, werde es aber vermutlich bei dem einen Mal belassen.



WERTUNG: 



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen