Rezension: Zurück nach Hollyhill.

 

  Z U R Ü C K  N A C H  H O L L Y H I L L

Alexandra Pilz

Emily kann es nicht fassen! Am Tag ihres Abiturs erhält sie einen Brief ihrer verstorbenen Mutter, in dem diese Emily in geheimnisvollen Worten beschwört, das Dorf aufzusuchen, das einst ihre Heimat war. Kurzerhand steigt Emily in München ins Flugzeug – und landet allein und vom Regen durchnässt mitten im englischen Dartmoor. Hilfe naht in Form eines Geländewagens, darin Matt, der attraktivste Junge, den Emily je gesehen hat. Als sie ihn nach dem Weg nach Hollyhill fragt, verändert Matt sich jedoch schlagartig. War er zuvor offen und hilfsbereit, stimmt er nun nur widerwillig zu, Emily nach Hollyhill zu bringen. Nach einer abenteuerlichen Fahrt durch das einsame Moor landen sie schließlich in dem winzigen Dorf, dessen Bewohner zwar alle ein wenig schrullig, aber freundlich zu Emily sind. Nur Matt, der Junge, in den sie sich Hals über Kopf verlieben könnte, gibt ihr bei jeder sich bietenden Gelegenheit das Gefühl, unerwünscht zu sein. Bis eines Nachts ein Mörder auftaucht und Emily entführt. Und plötzlich findet sie sich im Jahr 1981 wieder – und dort sind die gewöhnungsbedürftige Mode und ein grimmiger Matt ihr geringstes Problem...

 
Ich gebe zu, ich bin sehr, sehr lange um dieses Buch herumgeschlichen. Es gibt so viele Zeitreiseromane, dass es schwierig für mich ist, mich an neue Bücher dieser Kategorie heranzutrauen. Ich denke mir halt immer, dass Zeitreisen nicht viel Spielraum für neue Ideen und Wendungen beinhalten und sich dadurch in den verschiedenen Büchern Inhalte wiederholen. Ha, aber weit gefehlt. Ich bin definitiv Zeuge geworden, dass es durchaus noch kreative Umsetzungen der Zeitreise-Thematik gibt. Bestes Beispiel hierfür: Zurück nach Hollyhill.

In dieser Reihe begleiten wir die liebenswerte Emily, die zu ihrem Schulabschluss nicht nur ihr Zeugnis, sondern auch einen Brief ihrer verstorbenen Mutter erhält. In diesem steht geschrieben, dass Emily sich auf die Suche nach Hollyhill begeben soll, um ihre Vergangenheit und Wurzeln kennenzulernen. Hollyhill - ein Ort, der auf keiner Weltkarte zu finden ist und auch sonst niemandem bekannt zu sein scheint. Wie findet man also einen Ort, der nicht existiert? Kurzentschlossen reist Emily nach Dartmoor in England und irrt in verlassenen Landschaften umher, bis der charmante Matt sie mit dem Auto aufgabelt. Anfangs noch nett, verwandelt sich seine Haltung in abweisend und distanziert, als Matt erfährt, dass Emily auf der Suche nach Hollyhill ist. Doch widerwillig fährt er sie hin. Und so beginnt die Geschichte um Zeitreisen, das Eintauchen in die eigene Vergangenheit und einen Hauch von Krimi.

Ach nee, wat is dat schön gewesen. Ich verstehe wirklich nicht, wieso ich diese Buchreihe mit derzeitig 3 Bänden nicht schon eher begonnen habe. Schon nach den ersten Seiten fühlte ich mich pudelwohl und in einer ganz anderen Welt. Der Schreibstil ist wirklich leicht und wolkig - keine übertriebene Sprache, kein wildes umherschmeißen von Fremdbegriffen, keine Verschachtelung von Sätzen. Es liest sich wirklich schnell und angenehm. Ich war auch erstaunt, wie zügig ich vorankam, denn jedesmal wenn ich auf die linke untere Ecke meines Kindles schaute, ist mein Lesefortschritt bereits um weitere 20% gestiegen. Es gibt so Bücher, da schau ich ziemlich oft in diese Ecke und stöhne innerlich auf, wenn ich nach gefühlten 2 Stunden Lesen nur 3% geschafft hatte (was definitiv nicht an der Dicke des Buches lag). Wenn es ein Buch jedoch schafft, mich so zu vereinnahmen, dass ich diese Ecke außer Acht lasse, dann läuft definitiv etwas richtig!

Die Geschichte begann spannend und geheimnisvoll mit dem Brief von Emilys Mutter und die darauffolgende Reise zu einem Ort, der nicht existiert - eigentlich. Ich mochte Emilys Hartnäckigkeit und irgendwie auch ihren Mut. Wenn ich mir vorstelle, ich müsse allein in ein fremdes Land zu einem Ort reisen, den niemand kennt... ich würde es vermutlich nicht tun. Ich bin da leider nicht ganz so abenteuerlich, wie ich es gern wäre. Dadurch, dass die Geheimnisse um Hollyhill sehr lang ungelüftet bleiben und der Leser diese gemeinsam mit Emily aufdeckt, bleibt der Spannungsbogen im Grunde dauerhaft oben. Die Autorin lässt ihre Leser genauso miträtseln, wie Emily selbst und das gefiel mir außerordentlich gut! Hinzu kommen die Krimi-Elemente, die ich zuvor gar nicht erwartet hatte. Die Idee, dass ein ganzes Dorf in der Zeit reist um Verbrechen zu verhindern ist in meinen Augen jedenfalls genial!

Ich konnte mir jetzt kein ausgiebiges Bild von Hollyhill machen, dafür war man eigentlich viel zu kurz dort. Aber selbst dieser kurze Aufenthalt in Hollyhill ließ die kleinen Cottages und liebevollen Landschaften vor meinem geistigen Auge erscheinen. Die Autorin versteht sich darauf, detailgenaue Beschreibungen abzuliefern, ohne den Leser zu unter- oder überfordern. Ihr kennt das: seitenweise Landschaftsbeschreibungen, die einem die Augen schwer werden lassen. Doch nicht in dieser Buchreihe. Alle Erläuterungen sind auf den Punkt gebracht und reichen dennoch aus, sich diese Welt in allen Formen und Farben vorzustellen. Das gab für mich einen riesigen Pluspunkt!

Am meisten liebte ich jedoch die Charaktere. Sie gehören alle der Kategorie "Authentisch und vereinnahmend" an. Beginnend natürlich mit der Hauptprota Emily, die so sympathisch, mutig und auch fordernd ist. Sie lässt sich nicht unterbuttern oder in ihre Schranken verweisen. Sie entsteigt den erlebten Situationen mit so viel mehr Stärke, statt als bibberndes Mäuschen zurückzufallen. Dann natürlich Matt, der Unnahbare. Niemand wie er ist so distanziert und doch zugleich so beschützend. Seine abweisende Art, die zugleich aber auch so viel Stärke und Willenskraft ausstrahlte. Silly und Joe, das wohl abgedrehteste Nicht-Pärchen von Hollyhill - Joe mit seinem Faible für Mode und Stil, der mir oft unverstanden vorkam und Silly, die so gar nicht silly ist, im Gegenteil - sie ist aufgeweckt, durchschauend und absolut herzensgut. Adam, Eve, Rose, Josh... auch wenn man diese bisher noch nicht so gut kennt - jeder einzelne Charakter ist mit so viel Liebe entworfen worden, dass sie beinahe echt wirken.

Bleibt noch die sich anbahnende Liebesgeschichte zwischen Emily und Matt. Tjaha, ich meine, es war ja abzusehen, klar. Aber es war schon niedlich mit anzusehen, wie die zwei sich so langsam annähern. Die zwei sind sich so verdammt ähnlich! Und genau das macht es ja so schwer zwischen den Beiden. Aber genauso interessant. Ich mochte diesen Teil der Geschichte genauso wie jeden anderen.

Warum ich nun also einen Punkt abziehe? Ich fand es an manchen Stellen verwirrend. Besonders das Ende ging plötzlich sooo schnell - zack-zack-zack - Schlag auf Schlag, sodass ich mit meinem Kopf nicht hinterher kam. Ich musste die Autoszene mehrmals lesen, bis ich wirklich realisierte, was da wirklich Schritt für Schritt ablief. Auch so kleine Dinge, wie z. B. das Getränk von Quayle anzunehmen, wo sie doch wusste, dass er nichts Gutes geplant hatte - da frage ich mich, warum? Das passte nicht zu Emilys sonst so intelligentem Verhalten. Nichtsdestotrotz: Ein grandioser Auftakt einer schönen fantasievollen Welt mit wunderbaren Charakteren!


WERTUNG
4 von 5 Punkten

 
Zurück nach Hollyhill | Alexandra Pilz | 25.02.2013 | Kindle



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