Rezension: Nur einen Klick entfernt

 

N U R  E I N E N  K L I C K  E N T F E R N T

Kira Gembri


Der junge Programmierer Tom glaubt, am Tiefpunkt seines Lebens angekommen zu sein, als er an Silvester in einem Erotik-Chatroom landet. Dabei braucht er gerade einfach nur jemanden zum Reden. Auch Luna könnte sich etwas Besseres vorstellen, als die Neujahrsnacht damit zu verbringen, sich vor ihrer Webcam und einem völlig Fremden auszuziehen. Niemals hätte sie geahnt, dass ein missglückter Flirt zwischen ihr und Tom zu einem monatelangen E-Mail-Wechsel führen könnte! Die zwei schreiben einander bald jeden Tag - mal lustig, mal nachdenklich und mit immer mehr Herzklopfen zwischen den Zeilen. Doch Tom hat ein Geheimnis, das ein Happy End für ihn und Luna so gut wie unmöglich macht. Oder ist die große Liebe wirklich nur einen Klick entfernt ...?


Noch ein Buch von Kira Gembri direkt hinterher. Und was für ein Besonderes! Mir ist dieses Buch vorher ehrlich gesagt nicht aufgefallen, bin aber durch Amazon darauf aufmerksam gemacht worden - danke liebes Amazon, auch wenn ich uneins darüber bin, ob es so toll ist, dass du alles von mir weißt!

Hach, eine zuckersüße Geschichte zwischen Tom und Luna - und hierbei wirklich mal etwas Besonderes. Es handelt sich um einen E-Mail-Roman - der Leser darf somit seine voyeuristische Seite vollkommen ausleben und ich persönlich habe es in vollen Zügen genossen. Keine langweiligen Fülltexte, Zwischensequenzen oder seitenweise Beschreibungen von Landschaften. Klick - Sie haben Post! Dass diese Art von Roman wunderbar funktionieren kann, ist im Zeitalter der digitalen Selbstdarstellung und Kommunikation mehr als vorstellbar. Und wie gesagt, in uns allen steckt ein kleiner Voyeur!


Die Geschichte beginnt im Grunde harmlos in einem Chat für Erwachsene (ja doch, es ist wirklich harmlos, keine Sorge!!), als Tom den Silvesterabend nicht allein sein wollte und so auf Luna trifft. Sie tauschen E-Mail-Adressen aus und das Schicksal beginnt zu spinnen. Von Brieffreunden zu mehr - die Entwicklung ist wirklich hibbelig mitanzusehen. Auch hier wird Miss Gembris Stil sehr deutlich - Charaktere mit Ecken und Kanten, auch wenn es in diesem Fall hauptsächlich um Tom und Luna geht. Jeder von ihnen trägt Probleme mit sich herum - und wie ich finde, sehr gewichtige Probleme. 

Die Darstellung der heutigen Art der Kommunikation - die Digitalisierung seiner Selbst und der eigenen Umwelt. Klamotten, Essen, Sex auf Klick binnen von Sekunden und Minuten. Berechtigt kann man sich fragen: Lebt man noch oder klickt man schon? Die Probleme, die beide Protagonisten mit sich herumtragen sind, wie man es von Miss Gembri nicht anders kennt, aus dem Leben gegriffen. Ich selbst kann mich so sehr mit Tom identifizieren (ja wirklich mit Tom, auch wenn ich weiblich bin), denn das was er durchgemacht hat und macht, habe ich selbst in leichter Form durchlebt. Ich selbst habe auch Online-Games gezockt, so war er mir von Beginn sofort sympathisch, denn uns verbandt etwas. Aber wer jetzt denkt, dass es in diesem Buch um Online-Spielsucht geht, liegt falsch.

Klar, es war irgendwo hervorsehbar, wie das Buch enden würde - aber das tat der Geschichte keinen Abbruch, dafür sorgte meine voyeuristische Seite. Es war spannend zu lesen - aber vor allem total witzig. An manchen Stellen habe ich so laut gelacht, weil Miss Gembri einfach unheimlich viel Wortwitz und Sarkasmus in den E-Mailaustausch steckte. Ich habe immer wieder staunend dagesessen und mich gefragt, wie man auf so tolle Formulierungen kommen kann. 

Es ist ein leichtes Buch für Zwischendurch, dass mich wunderbar auf andere Gedanken gebracht hat. Ich bin sogar ein bisschen neidisch, dass ich keinen Tom habe, der mir jeden Tag E-Mails schickt (Tom, wenn du das liest: danaphina@yahoo.de). Das einzige was ich etwas schade fand: Mich hätte dann am Ende doch das dahinter noch interessiert... wie gesagt, der Roman besteht komplett aus Mails - und da gab es am Ende eine Stelle, die ich gern richtig gelesen hätte - dass zwischen den Mails. Deswegen gibt es auch einen kleinen Abzug für mich. Nichts desto trotz: ein total schöner Schlagabtausch zwischen zwei digital-realen Seelen.


WERTUNG
4,5 von 5 Punkten

 
Nur einen Klick entfernt | Kira Gembri | 31.01.2016 | Kindle



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